Die Geschichte von Anna"Mein Vater wohnt nicht mehr bei uns.“

Anna

Annas Vater hatte oft schlechte Laune. Dann wurde er wegen jeder Kleinigkeit sauer. Er schimpfte und warf mit Sachen. Hinterher hat er gesagt, dass ihm das leidtäte.

Mein Vater wohnt nicht mehr bei uns. Meine Mutter hat sich vor ein paar Jahren scheiden lassen. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie das war, als sie noch verheiratet waren. Eigentlich hatten wir viel Spaß miteinander. Wir haben viel zusammen gemacht, waren schwimmen oder Schlittschuh laufen. Das sind Tage, an die ich echt gerne zurückdenke.

Leider war es nicht immer fröhlich und schön zu Hause. Mein Vater hatte manchmal schlechte Laune und wir wussten nie, warum. Dann wurde er wegen jeder Kleinigkeit sauer. Er beschimpfte uns und warf mit Sachen. Einmal konnte meine Mutter einem Aschenbecher gerade noch ausweichen.

Hinterher hat er gesagt, dass ihm das leidtäte. Er kaufte Mama Blumen und ging mit uns Eis essen. Er meinte, er hätte auf Arbeit gerade viel Stress und deshalb sei er so nervös. Ich habe das nicht verstanden. Meine Mutter arbeitete auch viel und hatte viel um die Ohren und warf nicht mit Sachen herum.

Mein Vater versprach, dass es nie wieder vorkommen würde. Aber er hat sein Versprechen nicht gehalten. Es passierte immer wieder. Immer wieder entschuldigte er sich, immer wieder rastete er aus.

Hinterher hat er gesagt, dass ihm das leidtäte. Er kaufte Mama Blumen und ging mit uns Eis essen.

Als alles immer schlimmer wurde, hat sich meine Mutter von ihm getrennt und wir sind ausgezogen. Erst wohnten wir bei einer Freundin meiner Mutter. Dann haben wir unsere jetzige Wohnung gefunden.

Mein Vater wollte, dass wir uns regelmäßig sehen. Er sagte, er sei schließlich mein Vater. Ich sollte jedes zweite Wochenende zu ihm. Erst wusste ich nicht, was ich wollte. Einerseits fand ich es schön, ihn zu sehen, aber ich hatte auch Angst davor, dass er irgendwann wieder ausrasten könnte.

Meine Mutter wollte nicht, dass ich ihn sehe, weil sie ihm nicht mehr traute. Deshalb ist mein Vater zum Jugendamt gegangen und dann zum Gericht. Am Ende hat er recht bekommen. Also habe ich angefangen, ihn zu besuchen. Die ersten Male waren gar nicht so übel. Wir waren einmal im Zoo und danach Pommes essen und einmal waren wir in einem Zeichentrickfilm, das hat Spaß gemacht. Aber plötzlich wurde alles anders.

Ich wollte die Nacht nicht mehr bei ihm bleiben und habe meine Mama angerufen, die mich abholen kam. 

Mein Vater hat die Regine kennengelernt. Erst war er ganz doll verliebt. Seine Laune war immer gut. Er war lustig und hat viel Quatsch gemacht. Ich fand sie eigentlich ganz nett und fing an, mich an sie zu gewöhnen. 

Und dann ist es passiert, mein Vater ist von einem Wochenendeinkauf nach Hause gekommen und ohne Vorwarnung ausgerastet. Er hat Regine angeschrien und ein Glas umgeworfen. Das hat mich so an früher erinnert, dass ich richtig gezittert habe. Ich wollte die Nacht nicht mehr bei ihm bleiben und habe meine Mama angerufen, die mich abholen kam. 

Die beiden haben sich noch doll an der Tür gestritten. Er hat ihr vorgeworfen, sich einzumischen und sie ihm, dass er sich nicht geändert hat. Ich wollte danach nicht mehr zu ihm müssen. Ich habe vor jedem Besuch Bauchschmerzen bekommen und habe die Nacht davor ganz unruhig geschlafen.

Meine Mama hat ihre Anwältin gebeten, für uns zum Familiengericht zu gehen Sie will, dass ich nicht mehr zu meinem Vater muss. Und ich will das auch nicht mehr, wenn er so gemein wird wie früher. Das Gericht muss prüfen, ob es stimmt, was ich und meine Mama sagen und neu entscheiden, ob ich meinen Vater weiter besuchen gehen muss. Ich hoffe, die glauben uns. Die Anwältin sagt, ich könne beruhigt sein, das Gericht würde immer darauf achten, dass es mir gut geht.